
Wiesbadener Kurier 2022-09-19
https://www.vrm-epaper.de/issue.act?issueId=256681&issueMutation=E420&issueDate=20220919®ion=E420
Vielschichtige Impressionen des Landlebens
Werke der Künstlerin Caroline Annandale sind im Heidenroder Rathaus zu sehen / Acryl- und Ölgemälde sowie Linolschnitte und Drucke
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Von Hendrik Jung
LAUFENSELDEN. Es ist gute Tradition geworden, dass die Flure des Heidenroder Rathauses für Ausstellungen der Kulturvereinigung Heidenrod (KVH) genutzt werden. Bis zum nächsten Frühjahr kann man hier nun in die vielschichtigen Impressionen des Landlebens eintauchen, die Caroline Annandale geschaffen und für diese Gelegenheit zu einer Werkschau mit dem Titel „Ein ländliches Leben“ zusammengestellt hat. „Ich bin froh, dass die Gemeinde Heidenrod Inspiration liefert, dass Künstler sich hier aufhalten“, betont Bürgermeister Volker Diefenbach (SPD). Die in Los Angeles geborene Annandale hat seit 2019 Atelier und Fotostudio in Laufenselden, wo einige der ausgestellten Arbeiten entstanden. Insgesamt sind 45 Werke der Künstlerin zu entdecken, zu denen außer Acryl- und Ölgemälden auch Linolschnitte und Kunstdrucke gehören.
„Mir ist es zu langweilig, als Künstlerin gleich zu bleiben“
„Es sind Szenen aus dem Leben, in relativ naturalistischer Wiedergabe, mit leichten Verfremdungen“, erläutert KVH-Vorsitzender Klaus Werk. So leuchtet eine Stadtansicht von Bacharach während der Kontaktbeschränkungen geradezu in Neonfarben. „Ich habe das Bild vor einer Italienreise angefangen und danach beendet. Deshalb hat es diese Farben erhalten. Mir ist es zu langweilig, als Künstlerin gleich zu bleiben. Ich muss mich weiter entwickeln und wachsen“, erläutert Annandale. Aus diesem Grund ist eine Bildserie, die Anfang des Jahres in Acryl auf Holz mit Ortsszenen aus Laufenselden entstanden ist, mit Firnis versiegelt. Damit habe die Künstlerin dieser Serie trotz der leuchtenden Farben eine kühle Anmutung geben wollen. Manche Ansichten hat die Enddreißigerin an den Fenstern ihrer Wohnung realisiert, andere mitten in Feld und Flur. Etwa die romantische Darstellung im Taunus, die in Öl auf Holz eine verwischte Landschaft vor einem orange-roten Winterhimmel zeigt, was einen schönen Kontrast zu den scharfen Holzspitzen im Vordergrund bildet.
Annandales spannender Blick auf die Welt wird oft durch humorvolle Bildtitel ergänzt. So hat sie eines ihrer charakterstarken Porträts von Kühen unter Anspielung auf ein Werk des niederländischen Meisters Jan Vermeer als „Mädchen mit dem gelben Ohrgehänge“ benannt. Die Darstellung eines halb verflossenen Schneemanns wiederum betitelt sie mit „Existentialistisches an einem Sonntagnachmittag“. Ein weiteres Winterbild, in dem Farbreflexe in Blau, Gelb und Rot die Schneedecke rund um einen Schuppen zieren, trägt „Holz vor der Hütte“ als passenden Titel.
„Für mich ist es immer wieder eine Inspiration, wie Du das Leben durch die Kunst betrachtest“, betont Julia Nelson in ihrer sehr persönlichen Laudatio auf ihre Cousine. Parallel zu Betrachtungen des Landlebens hat sie das großformatige Werk „Rattenfänger von Rona“ geschaffen. Mädchen und Jungs in rosa Kleidchen und Schuluniform stehen sich in zwei Reihen gegenüber und verbeugen sich vor einer typischen Darstellung des neuartigen Coronavirus. Trotz herausgestreckter Zungen strahlen sie Unterwürfigkeit aus, während im Hintergrund ein großer Verführer seine Show abzieht.
„Ich überlege nicht lange, welchen Themen ich mich widmen soll. Meine natürlich Reaktion auf Inspiration ist es, zu malen“, erläutert Annandale. Oder zu schnitzen, wie beim Linolschnitt eines Wandergesellen aus Wisper. Dessen Sprung über das Ortsschild zum Start seiner Wanderschaft sei ihr vorgekommen, wie ein Brauch aus dem 18. Jahrhundert.
Tropische News
„Tropic City up Wiesbaden Hauptbahnhof“ und kleiner Adventsmarkt am 3. Dezember im Klostergarten
Es war, als habe es Corona nie gegeben. In bunten Kostümen oder schlicht strömten Fans des Tropen Tango-Festivals, Freund_Innen und Musikbegeisterte in das Wiesbadener Kulturzentrum „Kontext“, über die Stadtgrenzen hinweg, wegen seiner jahrezehntelangen Pionerarbeit in der Graffiti-Szene weithin bekannt. Der soziokulturelle Hotspot „Kontext“ verwandelte sich mithilfe von Lichtkunst aus Berlin und München in ein Stück „Tropic City up Wiesbaden Hauptbahnhof“.
Die Rap Legende Flowing Immu war aus Berlin angereist und begeisterte das junge Publikum, wie auch die inzwischen älteren Jahrgänge, die sich noch gut an Flowing Immu’s erste Auftritte beim Tropen Tango erinnerten.
In dieser Nacht wurde die Rückkehr zu ganz normaler Party – Kultur ohne Berührungsängste, Tests,Listen, Einschränkungen gefeiert. Das Publikum feierte flowing Immo, Analogue Birds, Hala Belladonna, Maja the Slayer, Die Selbsthilfegruppe, Steven Paul Taylor, The Unbeliveable, C.7even, Klabauterfrau, Nils Siddhartha, Sarah Lynn, Mortimer goes Amok, Suprising. Und natürlich Herrn von Bauch, der das begeisterte Publikum über einen einzigen Faden, der aus seinem Mund hervorkam, insgesamt und fast unlösbar, miteinander verband. Und natürlich fehlte auch die brasialinisch/Mainzer Band Bateria Infernal nicht, deren verschiedene Akteure inzwischen auch Aufgaben im Festival übernommen haben.
Kaum ist die Veranstaltung abgebaut und die Kisten, Kabel und Lautsprecher wieder im Klostergarten in Wollmerschied verstaut, wird dort schon die nächste Veranstaltung aufgebaut. Am 3. Dezember findet ein kleiner Adventsmarkt auf dem Klostergelände statt, mit Musik, Zuckerwatte, Glühwein und ein paar kleinen Ständen. Zeitgleich findet die Weihnachtsfeier der Wollmerschieder Vereine im Dorfgemeinschaftshaus statt. Dort backt Kloster 9 e.V. seine vom „Besser als Nix Festival“ bekannten Waffeln. Gewissermaßen veranstalten Dorfgemeinschaft und Kloster 9 e.V. eine gemeinsame „Über die Straße Weihnachtsfestivität“. Gefördert wird der kleine Adventsmarkt von Neustart Kultur und der Initiative Musik.
Tropen Tango Party im Wiesbadener Kontext mit Flowing Immo und vielen anderen
Das „Kreativ-Garten Cafe“ im Garten des Vereinshauses von Kloster 9 e.V. öffnet noch einmal vor der Winterpause seine Pforten. Es besteht seit 2018. Seine Gründung war damals auch eine Reaktion auf die vom ehemaligen Bürgermeister Helbing, versuchte, aber misslungene Untersagung des Tropen Tango Festivals 2018.
Seitdem haben viele Workshops, Filmdrehs, Band-Auftritte, Meetings in dem Garten und der Umgebung stattgefunden. Viele Gäste und Helferinnen und Helfer haben Zugang zu ganz neuen Themen gefunden, viele Freundschaften und Kooperationen und ein breites kulturelles und soziales Netzwerk sind entstanden. Gefördert wurde und wird das Projekt von der LAKS (Landesarbeitsgemeinschaft der Kulturinitiativen und soziokulturellen Zentren in Hessen e.V.), einem Projekt des Hess. Kulturministeriums. Nun ist der Verein Kloster 9 e.V. am 10. November selbst als ordentliches Mitglied in die LAKS aufgenommen worden. Als letztes Mitglied in dieser Gemeinschaft, wie die Vorsitzeden Antonia Guth und Thalja Illerhaus, die den Verein bei der Aufnahmesitzung in Fulda vertraten, berichteten, weitere Mitglieder dürfe die LAKS derzeit nicht mehr aufnehmen.
Allerdings blieb keine Zeit, das Ereignis gebührend zu feiern. Denn unterstützt von „Neustart Kultur„, finden 2022 noch mehrere Veranstaltungen statt. Kloster 9 e.V., besser bekannt als das „Tropen Tango Festival“ lädt für den 26.11.2022 zur ersten aushäusigen Party nach Corona ein.
Im Wiesbadener Kulturplatz „Kontext“ in der Welfenstraße, sind am kommenden Samstag 14 angekündigte Acts auf der Bühne, Überraschungsgäste nicht ausgeschlossen. Ein besonderer Gast ist „Flowing Immo“ aus Berlin, der bereits 2011 auf dem Tropen Tango aufgetreten war, sozusagen zu den Begründern des erfolgreichen Festivals gehört.
Außerdem sind dabei Analogue Birds, Hala Belladonna, Maja the Slayer, Die Selbsthilfegruppe, Steven Paul Taylor, The unbeliveable. Und die DJs C.7even, Klabauterfrau, Nils Siddhartha, Sarah Lynn, Mortimer goes Amok, Suprising. Herr von Bauch. Einlass ist ab 19 Uhr, das Konzert beginnt um 20 Uhr. Statt Eintritt wird um eine Spende zwischen 5 und 20 € gebeten. Mehr Infos unter www.kloster9.de und https://www.tropen-tango.de/kreativ-garten-cafe-2022 .
Das Tropen Tango Team freut sich, dass zum 1. Mal nach dem 8.2.2020 wieder eine Party in der Fremde möglich ist. Dem folgt der „Adventsmarkt“ am 3. und 4. Dezember im Klostergarten. Am 3. 12. unterstützt Kloster 9 e.V. die anderen Wollmerschieder Vereine mit seinem berühmten, veganen Waffelstand, bekannt vom „Besser als Nix Festival“ in Geisenheim. Ein Corona bedingt lange verschobener Film-Dreh, mit dem englischen Punk Comedian Singer Jason Doghouse, wird am 10.12. realisiert. Wo, wird noch geheim gehalten.
Und noch eine Party, am 16.12. im Haus Mainusch in Mainz. Und dann? Man wird sehen, im Tropen Tango Raumschiff werden bereits alle Schrauben überprüft. Was beim letzten Tropen Tang0 2022 los gewesen ist, kann man und Frau am kommenden Wochenende im „Kontext“ erfahren. Dann wird dort das „Tropen Tango Aftermovie 2022“ gezeigt. Womit dann Bahn frei wäre, für das 14. Tropen Tango Festival und neue Parties und Workshops, in den letzten Tagen der historischen 100 Jahre „Freistaat Flaschenhals“ (von 1919 bis 2023) in Lorch.
Impressionen: Tropen Tango Soliparty 2019 im Kontext Wiesbaden

Rheingau-Echo Nr. 42 - 20-10-2022
LORCH 20.10.2022
Chamamé-Konzert mit Chango Spasiuk
Veranstaltung im Hilchenhaus begeisterte das Publikum
Chango Spasiuk und Marcos Villalba.
Lorch. (rer) –
Erstmalig fand eine gemeinsame Veranstaltung des neuen Kulturreferats der Stadt Lorch mit dem Wollmerschieder Verein "Kloster 9 e.V." statt. Im Hof des Hilchenhauses gastierten die argentinischen Musiker Chango Spasiuk am Akkordeon und der Percussionist Marcos Villalba an allem, was phantastische Drums erzeugte und an der Gitarre. Chango Spasiuk erzeugte auf dem Akkordeon Melodien und Töne, die man dem Instrument nicht zutrauen würde und mit Schunkelmusik wenig zu tun hatte.
Beide Musiker waren ihrer Musik völlig hingegeben und zogen ihr Publikum in ihren Bann. Ihre Musik wird Chamamé genannt. Chamamé ist eine Musik aus uralten Zeiten und Traditionen, verschmolzen mit der Musik kolonialer, osteuropäischer Jesuitenmönche, die ihrerseits von der osteuropäischen Polka inspiriert waren. Eine erfolgreiche Verschmelzung eigentlich verschiedener Kulturen, die in Argentinien inzwischen die Konzertsäle und Clubs füllt. Nun bringen Chango Spasiuk und Marcos Villalba die Musik nach Europa und touren durch Frankreich, Belgien, Luxemburg, Deutschland, Schweiz, Österreich, Slowenien, Italien, Spanien und Norwegen.
Sie hätten zur Präsentation der in das UNESCO Welterbe aufgenommenen Musikrichtung, keinen besseren Ort als das Obere Mittelrheintal wählen können, das ebenfalls zum UNESCO Welterbe gehört. Gekrönt wurde dieses Zusammentreffen von geschütztem Welterbe durch den Auftritt auf der Bühne des ebenfalls zum UNESCO Welterbe zählenden Hilchenhauses.
Chango Spasiuk ist einer der bekanntesten Chamamé-Musiker Argentiniens, eine Koriphäe, die große Konzertsäle füllt. Er hat schon rund um den Globus gespielt, sein Akkordeon erklang von New York bis Paris. Er und andere haben die alte Musik mit in die moderne Welt genommen, sie ist in der jungen Musikszene angekommen und mehr und mehr angesagt. Mit dem Percussionisten Marcos Villalba spielt er bereits seit 20 Jahren zusammen.
Das Lorcher Publikum ließ sich von den Drums, Streicheleinheiten auf der Cajon, den hellen Beats auf einem Horn, der Gitarre, den unerklärlich klatschenden Händen, den ätherischen, leidenschaftlichen, fordernden Klängen des Akkordeons hinreißen. Herbstwetter mit leichtem Regen bremste zwar die Tanzlaune, jedoch wärmte argentinischer Wein von innen und die Bierbänke unter den aufgestellten Zelten wippten im Rhythmus mit.
Das Kulturreferat der Stadt freute sich, dass sich die Gelegenheit ergeben hatte, Weltklasse-Musik vor Ort bieten zu können. Dass der Auftritt trotz der kurzen Zeit zur Umsetzung professionell umgesetzt werden konnte, sei dem engagierten Team von "Kloster 9 e.V." und der guten Kooperation mit der städtischen Tourist-Info und dem Bauhof zu verdanken. Dass Argentinien auch auf den Tellern und in den Gläsern der Gäste präsent war, ist dem Gasthaus „Land Art“ in Ransel zu verdanken gewesen, das von dem Argentinier Marcelo Ramallo Guillen geführt wird.
Bürgermeister Ivo Reßler dankte den argentinischen Künstlern für das beeindruckende Gastspiel in Lorch. Er konnte das in der Landessprache zum Ausdruck bringen, da er Argentinien selbst schon bereist habe. Er gab dem Wunsch Ausdruck, dass die gelungene gemeinsame Veranstaltung, „nur der Anfang“ für kommende, erfolgreiche Veranstaltungen gewesen sei.
Für die Veranstalter des „Tropen Tango Festivals“ war es ein Neuanfang in der Zusammenarbeit und dem Verhältnis zur Stadt Lorch. Der Verein habe es als spannendes Projekt empfunden, gemeinsam mit der Stadt, große Künstler in der malerischen Lorcher Kulisse präsentieren und die Region positiv hervorheben zu können.
Der argentinische Musiker Chango Spasiuk präsentiert Chamamé im Lorcher Hilchenhaus. Eine Veranstaltung von Kloster 9 e.V. und dem Kulturreferat der Stadt Lorch.
Immaterielles UNESCO Weltkulturerbe Chamamé im materiellen UNESCO Weltkulturerbe Oberes Mittelrheintal
Da kommt viel UNESCO Welterbe-Kultur zusammen: das Mittelrheintal, das Hilchenhaus und Chamamé. Am 14. Oktober 2022 in Lorch in Form eines Konzerts des weltbekannten, führenden Chamamé Musikers Chango Spasiuk im historischen Hof des Hilchenhauses.
Chango Spasiuk ist einer der bekanntesten Chamamé-Musiker Argentiniens und auf Europa-Tournee. Gemeinsam mit seinem Percussionisten tourt er durch Frankreich, Belgien, Luxemburg, Deutschland, Schweiz, Österreich, Slowenien, Italien, Spanien, Norwegen.
Von der auf dem Tropen Tango bereits immer wieder gefeierten argentinischen Band „La Fanfarria del Capitan“ überzeugt, konnte er sich der unbedingten Notwendigkeit eines Stopps im Kloster 9 e.V. nicht verschließen und kündigte sich überraschend als Gast des „Kreativ Garten Cafes“ an. Das „Kreativ Garten Cafe“ ist eine von der LAKS/HMWK geförderte soziokulturelle Veranstaltungsreihe von Kloster 9 e.V.
Chango Spasiuk hat schon rund um den Globus gespielt, sein Akkordeon erklang von New York bis Paris. The Guardian, New York Times, Times – die ganze Welt ist von seiner Musik fasziniert und schreibt über ihn. Er und andere haben die alte Musik mit in die moderne Welt genommen, sie ist in der jungen Musikszene angekommen und mehr und mehr angesagt.
Um so viel Kultur, Tradition und nicht zuletzt Welterbe in entsprechendem Rahmen zu präsentieren, haben sich der Verein Kloster 9 e.V. bzw. das „Kreativ Garten Cafe“ und das Kulturreferat der Stadt Lorch entschlossen, Chango Spasiuk gemeinsam der Region im Hilchenhaus zu präsentieren.
So ist es Musikbegeisterten auch möglich, mit der Bahn bis fast vor die Tür des Hilchenhauses gebracht zu werden und auch das Weinangebot annehmen zu können. Die Veranstalter hoffen, dass trotz der Kürze der Zeit, viele Musikfans auf Chango Spasiuk und die einmalige Gelegenheit aufmerksam werden.
Chamamé ist eine sehr besondere Musik, aus uralten Zeiten und Traditionen, verschmolzen mit der Musik kolonialer, osteuropäischer Jesuitenmönche, die ihrerseits wieder von der osteuropäischen Polka inspiriert waren. Eine erfolgreiche Verschmelzung eigentlich absolut verschiedener Kulturen, die nun ganz neu aus Argentinien zu uns kommt.
Da Argentinien auch das Land des Tango ist, ist es ein schicksalhaftes Muss, dass Chango Spasiuk sich und Chamamé beim Veranstalter des Tropen Tango Festivals, dem Verein Kloster 9 e.V., vorstellt.


Rheingau-Echo
LORCH 18.08.2022
Tropen Tango 2022
Erfolgreiches Festival trotz vieler Veränderungen
Unter dem blauen Himmel über dem Gelände wurde an den verschiedenen Floors und Stages ausgelassen getanzt und gefeiert.
Wollmerschied. (sw) –
Auch zum Tropen Tango Festival 2022 waren wieder nicht nur internationale Acts und Musiker angereist, auch die Besucher hatten teils wieder gerne die längere Anreise nach Wollmerschied auf sich genommen. Auch wenn der strahlende Sonnenschein an diesem Wochenende für ideales Festivalflair sorgte, so war die aus der Hitze und der anhaltenden Trockenheit resultierende Waldbrandgefahr so ein omnipräsentes Thema. „Der Wandelwald fiel in diesem Jahr aus, da die Verantwortliche in diesem Jahr an ihrer Masterarbeit schreibt und sich hier kein Ersatz gefunden hat.“, erklärte Rike Kochem, Mitgründerin des Festivals und Organisatorin. Auch wenn hier die Gefahr so bereits von Beginn an gebannt war, hatte man sich in anderen Bereichen erneut auf die Gefahr vorbereiten müssen. So musste auf dem Campingplatz ein besonders großer Abstand zum Wald eingehalten werden. Neben den Abständen, die man aus Sicherheitsgründen einhielt, hatte man auch für Sand an den Bühnen gesorgt und auch die Feuerwehren aus Wollmerschied und Ransel haben wieder mit viel Engagement dazu beigetragen die Gefahr einzudämmen, so Kochem. Schließlich hatte man wieder ein Feuerlöschfahrzeug aus Köln vor Ort, das zusätzlich mehrere tausend Kubik an Löschwasser für den Notfall bereithielt. So abgesichert und mit den entsprechenden Informationen für die Besucher konnte trotz der Trockenheit ausgelassen gefeiert werden.
„Tonzimmer Kathedrale“
Neben Hitze und Trockenheit war das Tropen Tango-Team in diesem Jahr auch mit zahlreichen Veränderungen konfrontiert. „Es haben auch innerhalb des Teams viele Wechsel stattgefunden, viele sind in diesem Jahr aus den unterschiedlichsten Gründen nicht dabei. Das hat einerseits einen ziemlichen Mangel ergeben, andererseits sind so viele neue Leute dazugekommen, die Aufgaben zu übernehmen.“, berichtete Kochem. Und zum Festivalstart hatte sich das neue Team bereits gut zusammengefunden und man war erneut den Herausforderungen gewachsen. Und auch auf dem Platz und bei den Acts gab es Neuerungen. Dort wo sonst stets die „Kirche des Subgenius“ zu finden war fanden die Besucher nun die „Tonzimmer Kathedrale“. „Das sind Jungs aus Lahnstein, die dort Wohnzimmerkonzerte veranstalten und nach dem Ausfall der „Kirche des Subgenius“ ein paar Tage vor dem Festivalstart einsprangen und in Anlehnung an diese die „Tonzimmer Kathedrale“ gründeten. Ganz in der Nähe sorgte das „Pengland“ aus Mainz auf dem Kulturacker wie gewohnt für zusätzliches Musikprogramm, Workshops und viele kleine Performances. Und auch das Booking bei den Bands war trotz Corona wieder erfolgreich gewesen. „Wir haben wieder wirklich viele tolle Bands zu Gast, die wirklich ihr letztes gegeben haben, denn viele befinden sich am Ende ihrer Tourneen und spielen hier ihre letzten Konzerte.“, so Rike Kochem. „Aber wir bekommen auch immer wieder die Rückmeldung, dass sie sehr glücklich sind, hier noch einmal eine so gute Stimmung mitnehmen zu können.“, fügte sie hinzu. Ein Highlight sei dabei unteranderem wieder der Aufritt der Band „Orange“ gewesen, die bereits seit einigen Jahren regelmäßig auf dem Tropen Tango spielt und hier auch eine Fangemeinde hat. Doch auch Bands wie „Zargenbruch“ oder „Les yeux d´la tête“ aus Paris.
Neue und alte Angebote
Neben den Bands, Workshops und Performances auf verschiedenen Floors, Bühnen und Bereichen, gab es in diesem Jahr auch wieder einen „Kinderspace“ in dem sich die jüngsten Besucher des Festivals austoben konnten. Neben Hüpfburg, Rollenbahn, Tischkicker und Co. stand auch Kinderschminken auf dem Angebot und auch die freiwillige Feuerwehr hatte sich etwas für die Kinder überlegt. An der „Woodhood“ zeigten Graffitikünstler an mehreren Wänden wieder ihr Können und sorgten für einen weiteren kunstvollen Farbfleck auf dem Gelände. Auch Stände mit Kleidung, Kunsthandwerk und anderem waren in diesem Jahr wieder vertreten und auch auf dem Campingplatz hatten sich ein paar neue Stände niedergelassen. So vielfältig wie das Musikangebot war außerdem auch das Angebot an Speisen und Getränken. Von asiatischem, veganen, gebackenem und Angeboten vom Grill ließen sich in diesem Jahr so auch erstmals Handkäs´und Äppelwoi auf dem Festival finden.
Natürlich war aber auch Corona nicht ganz außen vor, an diesem Festivalwochenende in Wollmerschied. „Unsere Crew testet sich freiwillig und wir haben schon im Voraus alle Besucher gebeten sich bestenfalls vor Anreise zu testen, wir bieten aber auch am Eingang noch einmal Tests an.“, so Kochem. Und natürlich gab es auch in diesem Jahr aufgrund von Corona einige Stornierungen und das Thema sei natürlich einfach weiter präsent.
Fotos: Rheingau-Echo






WIESBADENERE KURIER LOKALES - Montag, 08.08.2022
Tropen-Tango schafft Comeback
Ska und Samba zwischen Sandinseln / Am Punkrocktresen wird es spannend und hochprozentig
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Von Thorsten Stötzer
WOLLMERSCHIED. Mit Ska-Musik sind die „Rhine River Rudies“ aus Köln nach Wollmerschied zum Tropen-Tango gezogen. Sie stehen nun auf einer Bühne, die in etwa dorthin gezimmert wurde, wo sonst im Spätwinter das Halefeuer brennt. Hinter sich haben sie ein Technik-Pult, aber auch Sofas und Stühle an einem runden Tisch, denn das „Tonzimmer“ soll zugleich ein stückweit ein Wohnzimmer sein. An kreativen Ideen fehlt es nicht beim inzwischen 13. Festival in Wollmerschied.
Auf dem Kulturacker wehen bunte Tücher. Die einen tanzen mit freiem Oberkörper, während die anderen das Gelände zur Liegewiese machen und sich mit aufs Gesicht gelegtem Strohhut erholen. Auch das ist möglich zwischen acht Bühnen bei einem Festival, das natürlich ebenso seine lautstarken Ecken hat. „Im Prinzip läuft alles super“, zieht Rike Kochem vom Trägerverein Kloster 9 eine Zwischenbilanz. Vor allem, wenn man bedenke, dass es sich wie vielerorts aktuell um einen Neuanfang handele.
Es bestehe die Hoffnung, dass die angestrebte Besucherzahl von 3500 Menschen in der Endabrechnung erreicht werde. An drei Tagen lockten insgesamt 102 Musik-Acts, berichtet Kochem, dazu kämen rund zehn Workshops und Kleinkunst. Auf der Hauptbühne steht gerade die Gruppe Shanti Powa Orchestra aus Südtirol. Hinter ihnen betätigt sich Michael Fischer als Backstage-Manager. Er ist ein Beispiel für das umfangreiche Netzwerk an Freiwilligen, das den Tropen-Tango möglich macht. „Es hat alles einmal im Garten angefangen“, erinnert sich der Mann mit dem wallenden hellen Haaren und dem Bart an seinen Erstkontakt mit der Veranstaltung unten im Dorf in der Klosterstraße 9. Er und Kochem kannten sich von anderen Festivals, so entwickelte sich die Geschichte weiter.
Drei Stunden Schlaf müssen reichen
Kommt Fischer im Vorfeld in Wollmerschied an, so hat er aber zunächst nichts mit Bühnen und Künstlern zu tun. Vielmehr kümmert er sich dann erst einmal mit Freunden um die Frischwasserversorgung. Dass Backstage erst eine halbe Stunde vor dem ersten Auftritt alles fertig ist, stört ihn ebenso wenig wie ein auf drei Stunden reduzierter Nachtschlaf. In Zelten mit Teppichen und Sofas werden die Musiker mit Gummibärchen und belegten Brötchen verköstigt. „Manche sind verwundert“, beschreibt Fischer die ersten Reaktionen. „Sie merken dann aber, dass sie hier jeden Wunsch erfüllt kriegen.“ Mit divenhaften Vertretern voller Allüren habe er es in seiner Laufbahn bisher äußerst selten zu tun gehabt.
Draußen trommelt inzwischen die Bateria Infernal im Samba-Rhythmus. Auf einem großen „Kinderspace“ fällt neben Wasserspielen und Tischkicker eine selbst gebaute Kombination aus Wippe und Schlagzeug auf. Kreativ, aufgrund des Alkoholgehalts aber nicht jugendfrei, geht es am „Punkrocktresen“ zu. Wer aus einem Automaten eine Art buntes Kaubonbon dreht, kann je nach Farbe etwas gewinnen: Von Dosenbier reicht die Spanne bis zu „Mäusepisse“, gemixt aus Hafermilch, Korn und Vanillezucker.
Die Überschüsse sind für den Tropen-Tango bestimmt. Der kann finanzielle Mittel gebrauchen, weil Zusatzkosten für den Schutz vor Waldbränden entstehen. In Nordrhein-Westfalen wurde ein Löschfahrzeug gemietet. Überall stehen Feuerlöscher parat, geraucht werden darf nur auf Sandinseln. „Es ist aber nicht ganz so wild wie 2018“, beruhigt Kochem, damals drohte eine Absage bei anhaltender Trockenheit.

WIESBADENER KURIER LOKALES - Donnerstag, 04.08.2022
Alle machen alles fürs Festival
Am Wochenende lockt der Tropen-Tango nach Wollmerschied / Vorsorge gegen Waldbrände
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Von Thorsten Stötzer
WOLLMERSCHIED. „Das arme Einhorn hat noch keiner aufgerichtet“, sagt Rike Kochem beim Blick auf ein vertrautes Ausstattungsstück des Tropen-Tangos. Ansonsten wachsen aber auf dem Wollmerschieder Sportplatz und seinem Umfeld bereits acht Bühnen und etliche Stände und Zelte in die Höhe. Am Freitag, 5. August, beginnt um 15 Uhr der Tropen-Tango, der insgesamt drei Tage dauert. Am Samstag wird um 12 Uhr geöffnet und am Sonntag, wenn es Schnuppertickets gibt, um 9 Uhr.
Die Festivalbesucher sollen erleben, was sie aus der Zeit vor Corona kennen. International wird das Musikprogramm, Kochem weist beispielsweise auf die Band „Les Yeux de la Tête“ hin, die daheim in Frankreich recht bekannt sei. Visionäre Musik wollen „Rimojeki“ aus Israel darbieten, und aus Japan reist eine Gruppe namens „Teke-Teke“ nach Wollmerschied. Nur der „Wandelwald“ werde diesmal nicht bespielt, weil seine Hauptgestalterin Areeg Mulhi gerade ihre Masterarbeit schreibt.
Beleuchtung sei aber vorgesehen in diesem Abschnitt, der ohnehin zuerst gesperrt werden müsste, wenn die Waldbrandgefahr weiter steige. Vorsichtsmaßnahmen gemäß Brandschutzkonzept würden längst getroffen, versichert Kochem zum Problem, das besonders aus dem Jahr 2018 noch in Erinnerung ist. „Wir sammeln schon lange Wasser“, sagt die Sprecherin des Vereins Kloster 9, der das Festival präsentiert.
Mindestens 96 000 Liter sollen am Wochenende bereitstehen – in Containern, Zisternen und eventuell einem alten Milchauto. „Wir bemühen uns um Hilfe aus der Landwirtschaft“, und es steht zur Debatte, private Löschfahrzeuge zu mieten. Neben Trockenheit beschäftigt die Macher des Tropen-Tangos ein anderes Zeitphänomen: Es fehlen Fachkräfte, generell herrscht „starker Mangel an Leuten“. Beim Neubeginn nach Corona „fühlt es sich manchmal wie am Anfang an: Jeder macht alles“, schildert Kochem.
Ein Freiwilliger aus 2021 kämpfe inzwischen in der Ukraine gegen die Invasoren. Die Weltlage geht am 13. Tropen-Tango nicht vorüber, der an drei Tagen insgesamt 3500 Gäste anlocken soll. Mit rund 500 Helfern wird ebenso gerechnet, sie verdienen sich oft freien Eintritt als „Kartenjobber“. Die Crew teste sich regelmäßig auf Corona, und die Besucher sind gebeten, Selbsttests zu benutzen. Wollmerschieder unterstützen die Veranstaltung traditionell genauso wie Menschen, die von weit her kommen.
Das gilt mittlerweile auch für die Vereinsspitze: Die Vorsitzende Antonia Guth wohnt in Berlin, ihre Stellvertreterin Thalja Illerhaus in Leipzig, ihr Metier sind Theater und Film. Ebenso in Berlin ist Sven zu Hause, der die Werkstatt betreut, an der das Wort „Workaholix“ prangt. Es beeindrucken eine Batterie aus sorgsam aufgehängten Schraubendrehern und eine Theke mit leeren Bierflaschen. Ihr Schimmern soll dazu animieren, Werkzeug brav zurückzubringen. „Ziel ist es, nicht zu lange zu suchen“, erklärt Sven.
Südafrikanischer Koch, Workshops und Theater
Zum Gemeinschaftswerk trägt weiterhin der Südafrikaner Lewellyn bei, der für die Crew kocht. Auf dem Kulturacker pflügen gleichfalls neue Akteure, nämlich vom Verein „Peng“ aus Mainz, die Workshops und Theater bieten inklusive „Projektionsgeschichte“, erzählt Jörg Ziggert. Obendrein ist die „Kirche des Subgenius“ zum „Tohnzimmer“ und zur „Kathedrale“ geworden. „Wir haben die Religion gewechselt“, meint Kochem zu bevorstehenden Performances.

Zum magischen 13. Mal rufts aus dem grünen Tropen-Tango Dschungel up Wollmerschied Highlands zu 3 Tagen Subkultur auf 8 Bühnen
Zum magischen 13. Mal rufts aus dem grünen Tropen-Tango Dschungel up Wollmerschied Highlands zu 3 Tagen Subkultur auf 8 Bühnen mit Bands und Künstlern/innen aus allen Welten. Vom 5. bis 7. August 2022.
Kulturacker mit Groß- und Kleinkunst, Workshops, D'Up Hang, Kinderspace, Graffitiwand, Feuershows, Lichtparade, freies Campen, Shuttle-Service, freier Blick vom Campingplatz über Wälder und Täler. 400 m über dem Rheintal, 10 Minuten zur Loreley und vieles mehr. Nur der WandelWald hat noch keine Nachfolge für die Arbeit von Areeg Mulhi gefunden. Aber man weiß ja nie, auch nicht auf den letzten Metern.
Tropen Tango 2022 steht wie der Phönix auf dem Plakat für Neuanfang. Der Verein fühlt sich stellenweise wie ganz zu Beginn des Festivals, alle machen alles. Wie in der gesamten Veranstaltungsbranche nach Corona, haben Leute die Branche gewechselt, sind umgezogen, haben Kinder bekommen, sind von den Folgen von Corona eingeschränkt. So ist es ein großes Getrommele um die Crew zusammenzubekommen. 2022 soll wieder an 2019 anknüpfen, nachdem 2021 mit nur 2 Bühnen mit dem „Sub Tropen Tango“ ein kleines Format gefahren worden war.
In diesem Jahr stehen auch wieder viele Bands aus dem europäischen Ausland, aber auch aus Israel und Japan auf dem Programm. In Deutschland gerade erst am Bekanntwerden, in Frankreich schon Stars, wird die 5köpfige Band „Les Yeux de la Tête“, mit ihrem Repertoire vom Chanson über Sinti-Swing, Balkanbeats und Walzerklängen, Folk und Rock mit Sicherheit das Publikum zum Tanzen bringen. Auch die 9köpfige „Combo Batanga“ aus Spanien mit afrokubanischen Rhythmen oder die norditalienische Big Band „Shanti Powa“ mit einem Crossover aus Reggae, Rap, Dub, Ska, Dancehall, Funk & Rock, werden im Hinterlandswald viele fröhliche Klänge erschallen lassen. Ganz anders performen Rimojeki aus Tel Aviv, die visionäre Musik, bahnbrechende Videokunst und Out Of This World Outfits miteinander verbinden. Ebenfalls schrill bis außergewöhnlich ist die Band „Tek Tek“ aus Japan.
Zu einem Neuanfang gehört unbedingt auch „Orange“, die spacige Band mit Rainer von Vielen als Frontmann. Er bringt auch gleich sein neues Projekt „Oriom“, Planetentöne, und TripHop-Beats auf die Bühne, möglicherweise eine Erstaufführung. „Chocolate Remix“, „Die Wilde Jagd“ sind weitere Highlights des Festivals. Jason Doghouse aus Großbritannien zeigt gewohnt ungewohnte Punk Comedy, Herr von Bauch unterhält wie auch in den vergangenen Jahren die Kinder.
Die werden auf dem Kinderspace betreut. Wie in vielen anderen Bereichen, ist auch diese Crew neu. So ist die „Kirche des Subgenius“ zu der „Kathedrale“ geworden, in der vorerst keine Trauungen vorgenommen werden. Der Freiburger Künstler Jo hat seine Dome in diesem Jahr statt auf dem Kulturacker auf der Kasseler Documenta aufgebaut und damit dem Pengland aus Mainz Gelegenheit zur Performance gegeben. Neben dem Pengland, einer alternativen künstlerischen Formation, werden auch andere Floors von eigenständigen Projekten betrieben, wie der D’Up Hang von dem Kollektiv „Peifensound“ der HipHop Space von „Woodhood“.
Für den Dancefloor konnten bekannte Acts wie &bd